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1. dezember:
Ein neuer, frischer Morgen - ein neuer Monat - ein neuer Advent.
Was passiert in mir, wenn etwas noch so frisch vor mir liegt?
Welche Gedanken steigen in mir auf? Was fühle ich?
Ist da eine leichte Erregung oder Aufregung spürbar? Wie deute ich sie? Nehme ich sie eher als angenehm oder als unangenehm wahr?
Setzt mich der Neuanfang gar unter Druck? Ängstigt er mich? Kommen Gedanken wie "nicht schon wieder"? Oder die Angst, zu versagen, es "schon wieder" nicht "gut genug" zu machen?
Sich das einen Moment anzuschauen, welche Gedanken und Gefühle gewohnheitsmäßig aufsteigen, in welche Bahnen sie sich bewegen, welche Erfahrungen und Muster aktiv werden. Wahrzunehmen, dass da in Sekundenschnelle etwas vor sich hin rattert, auf das ich keinen Einfluss zu haben scheine, und welche Wirkung es hat auf mich, meine Gefühle, mein Da-Sein im jetzigen Moment.
Das macht aus jedem Moment einen Neuanfang.
Mal bin ich zögerlich, vielleicht sogar ängstlich, mal bin ich freudig erregt, neugierig, offen.
Und im nächsten neuen Moment kann es wieder ganz anders sein.
Die wohl bekanntesten Zeilen zum Neuanfang findest Du
hinter der 1. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Auszug aus Hermann Hesses Gedicht "Stufen",
das ursprünglich den Titel "Transzendieren!" trug
2. dezember:
Der Neubeginn, von dem bereits gestern die Rede war, sowie das Leben an sich gelingen vielleicht leichter, wenn ich mich von dem Druck befreie, perfekt sein zu müssen.
Es öffnet sich die 2. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Ich übe noch
Jedem Morgen begegnen mit sanftem Mut,
den das Leben braucht, um zu wachsen,
ich übe noch.
In jedem Auge die Seele sehen,
durch alle Masken hindurch und ihr trauen,
ich übe noch.
Hinter allen Ängsten Wahrheiten finden,
mir selber glauben,
ich übe noch.
In tiefem Staunen die Schönheit atmen
des Augenblicks und des Lebens selbst,
ich übe noch.
Durch alle Narben hindurch das Glück spüren,
den Wandel erlauben, immer neu,
ich übe noch.
Sein ohne zu fragen im Fluss des Lebens
und alles Lebendige schützen ohne Wenn und Aber,
ich übe noch.
Den Lebensdank groß werden lassen
und spürbar und bunt, um gehen zu können, jederzeit,
ich übe noch.
Lieben im Pulsschlag der Zeit wider alle Vernunft
mit aller Hingabe,
ich übe noch.
Sabine Rachl
3. dezember:
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch - so lautet ein Psalm, der in der Adventszeit gelesen wird und auf den sich auch das wohl bekannteste kirchliche Adventslied bezieht, das vor 400 Jahren geschrieben wurde. Denn Advent bedeutet ja Ankunft. Und wenn etwas oder jemand ankommt, dann ändert sich nichts, wenn ich es vor der Tür stehen lasse. Das gilt für Botschaften des Hasses und der Angst ebenso wie für Botschaften der Freude, der Liebe und des Friedens. Erst wenn ich aufmache, die Tore im außen und die Tore im innen, dann kann es eintreten. Otto Scharmer beschreibt es im U-Prozess als Öffnung des Denkens, Öffnung des Fühlens/ des Herzens und Öffnung des Willens, die es braucht, um die Verbindung mit der Quelle wieder zu spüren. Ein Akt des Mich-Öffnens auf allen Ebenen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Musik mich manchmal unmittelbar öffnet, vorbei am Denken. Töne und Klänge, die ich singe, summe, denen ich zuhöre. Oder die ich mit der Trompete spiele, wie nachher zusammen mit dem Posaunenchor. Damit die Botschaft des Friedens und der Freude mein Herz durchwirkt.
Es öffnet sich die 3. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Macht hoch die Tür die Tor macht weit
Es kommt der Herr der Herrlichkeit
Ein König aller Königreich'
Ein Heiland aller Welt zugleich
Der Heil und Leben mit sich bringt
Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott
Mein Schöpfer, reich von Rat!
Er ist gerecht, ein Helfer wert
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt
Sein Königskron' ist Heiligkeit
Sein Zepter ist Barmherzigkeit....
Auszug aus dem Liedtext von Georg Weissel, 1623
mit Posaunenchorbegleitung z.B. hier