a
19. dezember:
Heute Morgen habe ich lange in der Fülle der über's Jahr gesammelten Zitate und Geschichten gestöbert. Ausgehend von einem Zitat, das die Welt in ein entweder so - oder so teilt, über das Tao oder Dao, das die Gleichzeitigkeit, das sich gegenseitig Bedingen und den beständigen Wandel betont, bis hin zu den Stoikern.
Nach über einer Stunde des meinen Geist immer voller Stopfens kehre ich zum Ausgangszitat zurück, denn vielleicht verknüpft es ja das entweder - oder mit dem beständigen Wandel.
Es öffnet sich die 19. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Wir stehen in jeder Sekunde vor einer Weggabelung:
Der eine Weg führt uns zur Unbewusstheit,
der andere zur Bewusstheit,
der eine zur Abwesenheit,
der andere zum Gegenwärtigsein –
der eine zu äußeren Erfahrungen
und der andere zum wirklichen Erfahren.
Charlotte Joko Beck
20. dezember:
Es ist interessant wahrzunehmen, wie stark Gewohnheiten sind.
So weiß ich zum Beispiel, dass alles immer in Bewegung ist, dass alles immer schon sein Gegenteil in sich trägt und dass alles immer schon da ist.
Und doch "vergesse" ich das im Alltag immer wieder.
Wie tief also ist dieses Wissen eigentlich? Ist es nur ein verstandesmäßiges Wissen? Ist es eine Gewissheit?
Denn ich stelle fest, dass ich permanent dabei bin, etwas festhalten zu wollen, zum Beispiel einen Gedanken, den ich dann hier im Adventskalender schreibe, eine Begebenheit, die ich unbedingt noch jemandem erzählen will, .... Und ich versuche nicht nur, dies alles festzuhalten, ich sammle es sogar, schreibe es auf.
Und auch das ist eine permanente Bewegung: beobachten, wahrnehmen, erkennen, handeln. Ist Bewusstsein etwas, das ich "festhalten" kann? Dann ist es ja auch keine Bewegung mehr, also wechseln auch bewusst und unbewusst ständig einander ab.
Doch das alles mit dem Verstand verstehen zu wollen, ist müßig.
Es öffnet sich die 20. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Rainer Maria Rilke
21. dezember:
Wie lange die Dämmerung an diesen kurzen Tagen dauert.
Seit einer Stunde schon zeigt sich das Licht am Horizont und noch immer ist die Sonne nicht aufgegangen. Dafür leuchten die Wolken in satten Farben. Und in jedem Moment in einer anderen.
Es öffnet sich die 21. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Manchmal
brauche ich nur zu stehen
wo auch immer ich gerade bin
um gesegnet zu sein.
Mary Oliver