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1. dezember:
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch.
Psalm 24
Welch fulminanter Einstieg in die Adventszeit!
Ein Einstieg wie bei manchen klassischen Musikstücken: nicht ein bisschen piano, sondern forte und mit dem gesamten Orchester und allen Instrumenten.
Und es sind nicht Türchen und Fensterchen, die wir öffnen sollen - es sind Tore. Und es sind die Türen der ganzen Welt.
Für mich sind diese Worte des 24. Psalms eine Einladung, mich ganz zu öffnen. Nicht nur ein kleines bisschen die Augen auf zu machen und den Kopf zu heben, sondern den ganzen Körper öffnen und weiten, wie in manchen Qi Gong-Übungen: die Arme weit öffnen, das Herz öffnen und den Geist öffnen, mich weit machen.
Dieses sich öffnen oder auch sich leeren, damit neues Platz hat, findet sich in allen Religionen und Glaubensrichtungen. Und es sind auch dialogische Grundhaltungen: mich öffnen für andere, für andere Perspektiven, neue Ideen, Anfängergeist verkörpern.
Vielleicht gelingt es mir ja heute Morgen, mich so fulminant zu öffnen, wie es im 24. Psalm beschrieben ist. Ich kann gleich damit anfangen, ich kann aufstehen, aus- und tief einatmen, die Arme weit öffnen, das Herz und den Geist. Ich kann mit dieser Haltung in und durch den Tag gehen.
Und vielleicht bedeuten die Türen am Adventskalender ja genau das: wenn ich sie öffne mich daran zu erinnern, auch mich selbst ganz zu öffnen, jeden Tag aufs Neue den Anfängergeist zu verkörpern.
2. dezember:
Heute morgen bin ich etwas angespannt und es tut mir gut, mich an das mich-öffnen-wollen von gestern zu erinnern. Daran, dass es eine bewusste Entscheidung von mir ist, mich auch heute den Menschen, die mir begegnen und den vielen Aufgaben, die die neue Woche mit sich bringt, zu öffnen. Nicht in die Anspannung zu gehen, sondern mich dahinein zu entspannen. Mit jedem Ausatmen ein bisschen mehr.
Es öffnet sich die 2. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
In der Ruhe liegt die Kraft.
3. dezember:
Woher kommt Anspannung? Zumeist von den Gedanken, die ich denke. Und insbesondere von ängstlichen Gedanken. Wer darauf achtet, kann es förmlich spüren, wie sich die Muskeln bei solchen Gedanken zusammen ziehen und wie die Anspannung sich ausbreitet.
Nun ist es sinnlos, Gedanken unterdrücken zu wollen. Und sie vorbei ziehen zu lassen und nicht einzusteigen in das Gedankenkarussell ist gar nicht so einfach. Eine Möglichkeit ist es, sich bildlich vorzustellen, wie die Gedanken weiterziehen, wie vorbei ziehende Wolken zum Beispiel, oder sie loszulassen wie Luftballons, die ich einen nach dem anderen in den Himmel steigen lasse.
Eine andere Möglichkeit ist es, sie zu betrachten.
Es öffnet sich die 3. Tür des klaerwerk berlin Adventskalenders:
Veränderung geschieht, weil Gedanken, die betrachtet werden,
sich anders verhalten, als Gedanken, die unbetrachtet bleiben.
David Bohm